Eurobike 2025 feiert Gravelbike und Off-Road-Abenteuer

Bikes auf Schotter wie Asphalt gefragt – Immer mehr Menschen graveln – Bikes und Equipment schaffen neuen Outdoor-Lifestyle
10. Juni 2025

Was nicht mit „E“ beginnt, hat heute auf dem Fahrrad-Markt keine Chance? Unsinn! Das Gravelbike beweist gerade, dass zum echten Renner kein Motor nötig ist. Gründe: Der breite Einsatzbereich, die schon fortgeschrittene Diversifizierung und der Geschmack von Freiheit und Abenteuer. Auf der Eurobike von 25. bis 29. Juni 2025 finden das Rad und seine Peripherie die perfekte Bühne.

Die Marktdaten des Deutschen Zweirad-Verbands (ZIV) für 2024 sprechen für sich: im letzten Jahr erreichte das Gravelbike einen Marktanteil von 6,5 Prozent am Gesamtmarkt. Enorm, wenn man weiß, dass im fahrradstarken Corona-Jahr 2021 Rennrad und Graveler laut ZIV zusammen nur fünf Prozent verbuchen konnten. Seitdem rollt das Rad mit immer mehr Schwung bergauf. Das E-unterstützte Gravelbike kann da zwar nicht ganz mithalten, es erweist sich aber als doppelt so erfolgreich wie das Rennrad mit Unterstützung. Das alles ist erstaunlich, schließlich ist das Schotterrad ein reines Sportgerät. Oder? Genau dies ist ein Trugschluss – das Gravelbike ist viel mehr, und das macht seinen Erfolg aus.

Pendeln, wo die anderen Umwege fahren

Das wichtigste Gravel-Feature: die Reifen. Große Hersteller wie Schwalbe und Pirelli habe in den letzten Jahren eine echte Challenge daraus gemacht, den perfekten Gravelreifen für den jeweiligen Einsatz zu entwickeln. Stabile, kleinstollige Gummis für Asphalt wie Waldboden, die erst in fettem Matsch an Grenzen kommen. Diese Reifen und die Möglichkeit, Alltagsequipment wie Schutzbleche und Gepäckträger zu montieren, machen das Schotterrad zum Pendlerbike mit Ambitionen. Dazu kommt der Rennlenker mit einer komfortableren Unterlenker-Haltung, seine mindestens drei Griffpositionen sorgen für jede Menge ergonomische Abwechslung.

 

Schneller auch auf Schotter

Die Aerodynamik bestimmt immer mehr das Design. Ein Grund: die neue Klasse Race-Gravel. Im letzten Jahr entwickelten sich neue Rennformate, vom Gravel-Zeitfahren bis hin zu zehrenden Mehrtagesrennen. Dazu passen die aufgeräumten Cockpits: Züge und Leitungen sind in Vorbau, Rahmen und Gabel verlegt, was nicht nur cleanen Look schafft, sondern die Aerodynamik nochmals verbessert. Dazu kommen schnellere Übersetzungen und Hochprofil-Felgen mit Aero-Werten, die ans Rennradniveau reichen. Klassische, Abenteuer-orientierte Graveler werden immer mehr mit Einfach-Kettenblättern ausgestattet. Mit 11, 12 oder 13 Gängen und großem Übersetzungsspektrum gibt’s viel Steigfähigkeit, aber weniger feine Übersetzungssprünge.

Vieles davon vereint gibt es zur Eurobike 2025 bei einem ungewöhnlich entstandenen Newcomer zu sehen: The Superfast des Composites-Entwickler Bike Ahead, einer der wenigen Carbon-Schmieden in Deutschland. Das Gravelbike wurde mithilfe der Gravel-Community, die über Social Media ihre Wünsche für den Idealtypus eines exzellenten Schotterrenners beisteuern konnte, entwickelt. Rahmen, Gabel und Cockpit sind so entstanden und haben sich in vielen neuen Patenten und einem gefälligem Design manifestiert. Das Superfast ist entsprechend ein Rad mit vielen Custom-Lösungen für die Fans, gebaut in Deutschland und mit ungewöhnlich geringem CO2-Reifenabdruck.

E-Gravel für alle Leistungsbereiche

Wer den Extra-Flow über Schotter sucht, sollte die E-Gravelbikes in Augenschein nehmen. Diese liefern zusätzliche Energie, ohne dem Fahrrad die technische Leichtigkeit zu nehmen. Das neue Grid e:Light der österreichischen Schmiede Simplon schafft das mit dem kaum sichtbaren TQ-Motor anstelle des Tretlagers. Dank des geringen Systemgewichts kommt der nur zum Einsatz, wenn er gebraucht wird.

Viele Hersteller wollen in diesem Segment mitmachen. Auch der Spezialradhersteller Brompton, denn in London brachte man vor Kurzem eine neue Version des Faltgenies heraus: mit kleinen Zwanzig-Zoll-Gravelreifen und einem breiten MTB-Lenker. Und auch die Tourismusindustrie hat Schotterpisten für sich entdeckt und ist dabei, sie intensiv in ihre Reise-Angebote einzubauen. Beispielhaft: Tourismus Oberbayern München e.V., der unter anderem Gravelrouten durch die idyllische Hallertau oder in den Voralpen in Aussicht stellt.

Alltagsspezialist dank Spezialzubehör

Flexibel nutzbare Transportsysteme wie die UrbanX von Valkental, die als Träger-Gepäcktasche wie auch als Rucksack fungiert, machen den Graveler zum Everyday-Spezialisten. Ist dann Feierabend, kommen die werkzeuglos montierbaren Schutzbleche runter und es geht ab auf den Trail. Selbst starke Träger zur sekundenschnellen (De-)Montage gibt es jetzt: Ausrüstungsspezialist Ortlieb zeigt auf der Messe den Quick-Rack in zwei Größen. 605 Gramm Eigengewicht tragen bis zu 20 Kilo.

Abenteuer Bikepacking

Gravel ist Abenteuer, ist Naturerlebnis, ist tatsächlich die Freiheit, die vielen beim Radfahren verloren gegangen ist. Gravelbikes laden dazu ein, einfach loszufahren: Egal, auf welche Wege man trifft, man sitzt immer schon auf dem richtigen Gefährt. „Zur echten Expedition wird Gravel dann durch eine ganzen Kosmos von Transportlösungen und durch die vielen Accessoires und das Equipment in puncto Übernachten und Draußen Leben“, erklärt Stefan Reisinger, Managing Director der Eurobike. Also Bikepacking – der Begriff meint kleine Taschen für Rahmen, Lenker, Sattelstütze und Gabel. Hierin wird das Notwendigste von der Wechselgarnitur bis zum Mikro-Espressokocher verpackt, und ab zum ersten Overnighter. Genormte Schraubaufnahmen an den Rahmenrohren und Gabelholmen sorgen für schnelle und sehr sichere Befestigung. Die Taschenlösungen sind mittlerweile echtes Hightech, kleine Schmieden bieten sogar individuell zugeschnittene Transportlösungen. Cyclite stellt auf der Messe 2025 eine ganz neue Serie vor; die Nano-Bags sind extrem leicht und sogar aerodynamisch geformt. Das Beste: Durch die schwerpunktnahen Befestigungen von Bikepacking-Taschen bleibt das dynamische Handling der Bikes erhalten.

Backroads mit viel Background

Wie sehr die Bike-Fans heute schon „in Schotter denken“, zeigen die Gravel Talks auf der Eurobike 2025. Sie beleuchten unter anderem den Hintergrund hinter dem immer noch zulegenden Technik- und Spaßtrend. Mit wechselnden Gesprächspartnern moderiert Gravel- und Bikepacking-Experte Gunnar Fehlau vier 45-minütige Talkrunden zu Themen wie: abenteuerlich oder durchorganisiert, wie gehe ich Graveln und Bikepacking an? Wie viel Hightech ist wirklich nötig? Wie viel Social Media braucht die Gravelszene? Alles und mehr am Messe-Freitag, 27. Juni ab 13.00 Uhr. Ganz neu ist 2025 auch die Bike Adventure Area, die das Zubehör des Gravel-Abenteurers oder Abenteurerin einbettet in den größeren Zusammenhang Bike – Sport – Travel. Welches Schlafsack-System ist heute State of the Art? Und gibt es wirklich einen stylischen Espresso-Kocher, den ich sogar in der Rahmentasche unterbringe? Auf der Eurobike 2025 einfach zu recherchieren.